DER
SPIEGEL 3/1993, S. 202
Das tödliche Auge
Kanzler
ans Telefon: Die ARD macht schon wieder Terror. In Manfred Breinersdorfers
TV-Spiel wälzen sich die Opfer einer Granate im Blut, und im finalen
Feuerzauber verglühen die Guten und die Bösen. Wider banausische
Beschwichtigungsversuche hat Regisseur Detlef Rönfeldt den Gehalt der
Vorlage, gnadenlos den Gesetzen der Ästhetik folgend, in Bilder verwandelt.
Da ist auf der einen Seite eine Terroristin (Susanne Lothar), die ihren
Bruder rächen will. Und da ist auf der anderen ein Muttersöhnchen (Ulrich
Mühe), ein ekliger Spanner, den seine Augengier in die Raserei der Frau
hineintreibt. Die perverse Tücke des Voyeurs steht in nichts dem feurigen
Rachewahn der Frau nach: Ihre Gewalt macht die Gewalt des sensationsgeilen Zuschauers sichtbar. Wieder einmal
erweist sich Rönfeldt – nach dem in Giftblau
gehaltenen Wirtschaftskrimi „Die Kupferfalle“ – als Meister der Kunst,
einen Stoff dämonisch zu illuminieren.
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